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Unternehmensnachfolge vorbereiten: So geht’s!

Dr. Christopher Hahn
Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am: 23.05.2023

Unternehmensnachfolge funktionierte lange Zeit nach dem Prinzip: Der älteste Sohn oder, zur Not, auch die Tochter, ein jüngerer Sohn oder ein Neffe führen das Unternehmen weiter, wenn der vorherige Unternehmensleiter den Staffelstab übergeben wollte. Bei einigen Unternehmen, vom Großkonzern über mittlere bis zu kleinen mittelständischen Unternehmen, funktioniert Unternehmensnachfolge noch immer so. Aber das ist die Ausnahme. Heute müssen Unternehmer:innen andere Wege gehen. Die Suche nach passenden Nachfolger:innen ist heute enorm schwierig. Daher gilt: Unternehmensnachfolge gelingt nur, wenn diese rechtzeitig geplant und gut vorbereitet wird.

Unternehmensnachfolge: Hohe Hürden erschweren den Unternehmensübergang

Aktuell gibt es weit mehr Unternehmen, bei denen Nachfolgen anstehen, als potentielle, qualifizierte Nachfolger:innen. Eine DIHK-Studie aus dem Jahr 2022 sowie die aktuellen Zahlen der Plattform zur Unternehmensnachfolge “next-change” kommen zu ähnlichen Ergebnissen: Es gibt rund 3,5 mal mehr Unternehmen als potentielle Nachfolger:innen. In einigen Branchen, insbesondere im Handel, ist das Missverhältnis noch größer. Expert:innen befürchten, dass dieses Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage bei der Unternehmensnachfolge in den kommenden Jahren noch weiter zunehmen wird. Die Gründe dafür sind vielschichtig.

Zunächst einmal macht sich beim Thema Unternehmensnachfolge, wie in so vielen Bereichen, der demografische Wandel bemerkbar: Im Jahr 2019 war laut einer Untersuchung vom Verband Deutscher Bürgerschaftsbanken, Creditreform Rating und der FOM Hochschule für Ökonomie & Management über ein Viertel aller Unternehmer:innen im Jahr 2019 bereits 60 Jahre und älter. Die Generation der „Babyboomer“ sucht nun nach Unternehmensnachfolger:innen. Da die in Frage kommenden Generationen jedoch deutlich geburtenärmer sind, stehen rein zahlenmäßig den Seniorenunternehmer:innen viel zu wenig potentielle Jungunternehmer:innen gegenüber.

Ein weiterer Punkt betrifft die aktuelle wirtschaftliche Situation: Corona-Pandemie, Ukrainekrieg und massive Inflation erschweren den Generationenwechsel zusätzlich. Die genannten Unwägbarkeiten halten viele geeignete Unternehmerpersönlichkeiten davon ab, die Verantwortung für ein Unternehmen zu übernehmen. Sie wählen eher die Sicherheit einer Führungsposition innerhalb eines Unternehmens. Hinzu kommt die Problematik der steigenden Zinsen. Diese führt dazu, dass die Finanzierung des Kaufs in vielen Fällen nicht umsetzbar ist. Häufig klaffen zudem die Preisvorstellungen von Verkäufer- und Käuferseite zu weit auseinander.

Überblick: Formen der Unternehmensnachfolge

Wie eingangs bereits angeklungen, gibt es unterschiedliche Varianten der Unternehmensnachfolge: Während in früheren Generation die klassische Unternehmer:innennachfolge, also die Übertragung des Unternehmens an die nachfolgende Generation innerhalb der eigenen Familie, die vorherrschende Form war, hat sich dies inzwischen radikal verändert.

Die Schenkung oder die Erbschaft
Hierbei handelt es sich in der Regel um die oben bereits angesprochene Unternehmensnachfolge innerhalb der engsten oder weiteren Familie: Der oder die Senior-Unternehmer:in überträgt das Unternehmen zu Lebzeiten per Schenkung oder im Todesfall per Testament, gesetzlicher Erbfolge oder Erbvertrag an einen oder eine Nachfolger:in.

Verkauf – mit und ohne Beteiligung
Hier wird das Unternehmen im Wege des Verkaufs an den oder die Nachfolger:in übertragen. Die Übertragung erfolgt entweder gegen Einmalzahlung der Kaufsumme oder durch wiederkehrende Leistungen, etwa in Form einer Veräußerungsrente. Aus wirtschaftlichen oder emotionalen Gründen behalten sich Senior-Unternehmer:innen manchmal vor, noch eine Weile die (teilweise) Kontrolle im Unternehmen zu behalten. Der oder die Unternehmenserwerber:in erwerben dann zunächst eine Minderheitsbeteiligung.

Stiftung: Gemeinnützige Stiftung oder Familienstiftung
Eine Stiftung hat weder Eigentümer noch Gesellschafter. Sie wird vom Stiftungsvorstand kontrolliert. Dieser muss sich an die Vorgaben halten, die für die Stiftung festgelegt wurden. Auf diese Weise kann ein Unternehmen an nachfolgende Generationen weitergegeben und gleichzeitig sehr klare Rahmenbedingungen festgeschrieben werden. Zudem ist der Fortbestand des Unternehmens auch dann gesichert, wenn der Stiftungsvorstand wechselt.

Erfolgsfaktor Führungskräfte: Frühzeitige Einbindung der ersten Führungsebene durch Mitarbeiterbeteiligungen

Unabhängig davon, für welche Form der Unternehmensnachfolge sich eine oder ein Seniorunternehmer:in entscheidet, sollte stets die erste Führungsriege frühzeitig mit involviert werden. Dies ist von fundamentaler Bedeutung, da die Akzeptanz der Nachfolgeregelung einen unmittelbaren Einfluss auf den unternehmerischen Erfolg hat. Findet mit der Unternehmensnachfolge zudem auch ein Strategiewechsel statt, so ist die enge und frühzeitige Einbeziehung des Managements von noch größerer Bedeutung. Entwickelt sich ein Widerstand gegen die Unternehmensnachfolge auf Führungsebene, dann wird sich dies auf die gesamte Belegschaft übertragen.

Eine moderne und effiziente Möglichkeit, Führungskräfte an das Unternehmen zu binden und so auch einen wichtigen Grundstein für die Nachfolge zu legen, sind Mitarbeiterbeteiligungen. Mitarbeiterbeteiligungen zur Nachfolgevorbereitung werden immer häufiger genutzt, insbesondere in KMUs, in denen die besten potenziellen Nachfolger schon seit längerer Zeit im Unternehmen tätig sind. Die frühe Bindung – auch emotional – kann dabei eine entscheidende Rolle spielen.

Es gilt: Eine positive Einstellung der Führungsebene gegenüber der Unternehmensnachfolge trägt maßgeblich zum unternehmerischen Erfolg - auch mit der neuen Unternehmensführung - bei. Umgekehrt sorgen Misstrauen und eine ablehnende Haltung dafür, dass der unternehmerische Erfolg ins Schwanken geraten kann.

Reibungsloser Übergang: Die wichtigsten Phasen im Nachfolgeprozess

Ein weiterer Erfolgsfaktor beim Unternehmensübergang ist die Einhaltung der wichtigsten Phasen im Prozess des Unternehmensübergangs auf den oder die Nachfolger:in. Ein planvolles Vorgehen beim Unternehmensübergang ist nur dann möglich, wenn es sich um einen geplanten Unternehmensübergang handelt. Anders sieht das bei einer kurzfristigen Unternehmensnachfolge nach einem Unfall, einer schweren Erkrankung oder dem Tod des oder der Senior-Unternehmer:in aus. Hier können die wesentlichen Prozess-Schritte nur dann eingehalten werden, wenn es einen Notfallplan für den Fall des unvorhergesehenen Ausscheidens gibt.

Wichtige Phasen, die den Prozess der Unternehmensnachfolge bestimmen:

  • Orientierungsphase: In dieser Phase geht es darum, dass der oder die Unternehmensinhaber:in sich im engsten Kreis mit der Thematik der Unternehmensnachfolge befasst. Es geht vor allem darum zu klären, welche Formen der Nachfolgeregelung in Frage kommen.
  • Analysephase: Hier geht es darum, die Ausgangslage zu dokumentieren. Das bedeutet insbesondere, den Wert des Unternehmens einerseits und die wirtschaftlichen Verhältnisse von dem oder der Seniorunternehmer:in andererseits zu ermitteln.
  • Bewertungsphase: Auf der Basis der Analyseergebnisse kann nun eine Nachfolgestrategie entwickelt werden. In dieser Phase sollten Experten in Sachen Nachfolgeregelung hinzugezogen werden, um rechtliche, steuerliche und wirtschaftliche Aspekte bewerten zu können. Am Ende dieser Phase steht die Entscheidung für eine bestimmte Form der Nachfolgeregelung.
  • Vorbereitungsphase: Nun wird das Unternehmen auf die Nachfolge vorbereitet. Dies beinhaltet in der Regel eine Optimierung des Wertschöpfungspotenzials, um das Unternehmen möglichst attraktiv für potentielle Käufer aufzustellen. Zudem muss meist eine Trennung von Privat- und Unternehmensvermögen vorgenommen werden.
  • Auswahlphase: Nun geht es um die Suche nach einem oder einer konkreten Nachfolger:in. Hierzu bedarf es eines detaillierten Businessplans, um den Wert des Unternehmens transparent machen zu können. Nur so gelingt es, einen oder eine geeignete Bewerber:in auf das eigene Unternehmen aufmerksam zu machen. Wie eingangs verdeutlicht, ist das Angebot an zum Verkauf stehenden Unternehmen deutlich größer als der Markt potentieller Käufer:innen.
  • Übergabephase: Dem eigentlichen Verkauf gehen die Vertragsverhandlungen voraus. Hier geht es um den Aufbau einer gemeinsamen Vertrauensbasis und um die Ausgestaltung der vertraglichen Details. Am Ende dieser Phase steht die Unterzeichnung des Kaufvertrags.
  • Integrationsphase: Um einen nachhaltigen Erfolg des Unternehmensübergangs optimal zu unterstützen, muss eine gründliche Einarbeitung des oder der Nachfolger:in durchgeführt werden. Die Mitarbeitenden, aber auch Geschäftspartner, Kunden und Zulieferer müssen Vertrauen in den oder die Nachfolger:in haben. Der oder die Senior-Unternehmer:in übernimmt in dieser Phase die Funktion eines Coaches.

Fazit

Es gibt viele Stolpersteine auf dem Weg zur erfolgreichen Unternehmensnachfolge. Daher ist es umso wichtiger für Unternehmer:innen, sich frühzeitig Gedanken über Nachfolgekonzepte zu machen. Hierbei sollten vor allem folgende Aspekte berücksichtigt werden:

  • Realistische Einschätzung des Werts des eigenen Unternehmens
  • Akzeptanz, dass es beim Thema Unternehmensnachfolge bei allen Beteiligten auch emotionale Hürden zu überwinden gilt
  • Genaue Kenntnisse der steuerlichen, rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen
  • Entwicklung eines Notfallplans für den Fall eines ungeplanten, plötzlichen Unternehmensübergangs

Disclaimer: Die Inhalte des Informationsangebots unter esop-direkt.de stellen keine Rechtsberatung dar. Wenn Sie eine rechtliche Prüfung Ihres Einzelfalls benötigen, dann wenden Sie sich bitte an unserer spezialisiertes Team: beratung@esop-direkt.de

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